Eine weitere Dorfmoderation mit Dorfentwicklungskonzept startete im Herbst 2022 unter der Leitung von Natalie Franzen.
Das Schlüsselgespräch mit Vereinen und Initiativen fand auf Einladung der Ortsgemeinde am 15.6.2022 (Präsentation vor Frau Franzen) statt.
Am Sonntag, den 25.9.2022, lud die Ortsgemeinde zu einer 4-stündigen „Dorfkonferenz“ mit der Dorfplanerin Nathalie Franzen in die Haybachhalle ein. Zunächst konnten die – geschätzt 100 – Bürgerinnen und Bürger Stärken und Schwächen von Klein-Winternheim benennen.
Das Ergebnis wurde von der Dorfplanerin hier zusammengefasst und wurden in einer „Zeitung zur Dorfmoderation“ an die Haushalte verteilt.
Neben wichtigen Hinweisen für die zukünftige Handlung der Gemeinde , konnten auf diese Weise Interessen gebündelt und die folgenden vorläufigen Arbeitskreis-Themen entwickelt werden:
- Wohnen
- Dorfgemeinschaft und Vereine
- Nachhaltiges Dorf
- Grün im Dorf
- Mobilität
- Versorgung
- Infrastruktur und Gewerbe
Wenn Sie Interesse an einer Mitarbeit in den Arbeitsgruppen haben bzw. noch wichtige konkrete Ideen einbringen möchten, können Sie Frau Franzen direkt ansprechen, bzw. einfach zu den Arbeitsgruppen oder Ortsrundgängen hinzustoßen. Die Informationen sollten rechtzeitig auf der entsprechenden Seite der Dorfplanerin zur Verfügung stehen.
Im zweiten Teil der Dorfkonferenz trafen sich die Arbeitsgruppen getrennt um im jeweiligen Themenbereich Visionen für das Jahr 2040 zu formulieren und spontan ein Motto zu finden. Die Ergebnisse wurden von der Dorfplanerin unter der Überschrift „Ziele und Visionen“ zusammengefasst.
Der Arbeitskreis „Wohnung, Gestaltung, Versiegelung“ hat sich für das Visions-Motto „Dorf ist Dorf geblieben“ entschieden. Er sieht für das Jahr 2040 „eine versiegelt Fläche, die kaum größer ist als derzeit. Die bestehende Erhaltungs- und Gestaltungsordnung wird 2040 aus Überzeugung befolgt; anstatt einer eher anarchischen Bebauung wird Wert auf eine gestalterische Planung gelegt. Stichworte sind eine genossenschaftliche gemeinsame Nahwärme- (und Nahkälte)-Versorgung, Mehrgenerationen-Quartierlösungen, die Nachbildung von Hofstrukturen in einem sorgfältig geplanten Verdichtungskonzept und die möglichst weitgehende Erhaltung der historischen Bausubstanz. Einige Leuchtturmprojekte haben 2040 einen finanzielle Beihilfe der Gemeinde erhalten und sind dorfprägend.“
Die folgenden Ideen wurden spontan aufgebracht: eine „Babbelbank“ nach Bedarf oder als fester Termin, einen „Ausrufer der Neuigkeiten“, die Wiederbelegung des Seniorentreffs sowie einen After-Work-Treff – eventuell mit einem Weinstand und abwechselnde Winzern. Generell sollten mehr junge Menschen für das Ehrenamt in Verein gewonnen, die Dorfgemeinschaft gefördert und die Kooperation der Klein-Winternheimer Vereine verbessert werden. Eine „Klein-Winternheim-App“ könnte bereitgestellt werden, die als Helfer- und Informationsbörse dient und den Informationsaustausch z.B. zu Wohnräumen und Berufen erleichtert.
Die Arbeitsgemeinschaft hat für sich das Motto „Verbrauche nicht mehr als du zurückgeben kannst“ gewählt. Dazu gehört der Erhalt des Altbestandes, eine autonome Energieversorgung, die sinnvolle Nutzung von Oberflächenwasser. Verständnis für Nachhaltigkeit soll geschaffen werden „Repair“–Dorf, nachhaltige Verkehrsangebote, Ausgleichung der Flächenversiegelung vor Ort. Bei allem sind Transparenz, Kommunikation und Wissenstransfer essentiell.
Auf der Seite der Lokalen Agenda Klein-Winternheim finden sich eine kurze Zusammenfassung der „Vision 2040“ für den Bereich „Grün im Dorf und in der Gemarkung“ sowie weitere Bilder von der Auftaktveranstaltung. Das gewählte Motto ist „Unglaublich, wie grün Klein-Winternheim geworden ist„.
Der Arbeitskreis „Mobilität“ hat als Visions-Motto „Sichere Fuß- und Radwege durch Reduzierung des motorisierten Verkehrs“ gewählt, wozu ein sorgfältig ausgearbeitetes Verkehrskonzept die Grundlage bilden soll. Stichworte waren: Breitere sowie Kinderwagen- und Rollator-freundliche Fußwege, Ausbau und Instandhaltung von Radwegen, Verleih von Autos und Fahrräder durch Gemeinde, kostenloses Ruftaxi, Bike & Car-Sharing, weitere Ladestationen innerorts, Ausdehnung des bestehenden Angebots der Stadtwerke-Mainz, Reduzierung von motorisiertem Verkehr durch Senken der Attraktivität, Parkraumbewirtschaftung, Einhaltung der Verkehrsregeln durch Kontrolle., autofreie Zonen und Einbahnstraßen, Ausbau des ÖPNV mit einem einfachen und günstigen „Einticketsystem“.
Die Arbeitsgemeinschaft hat das Motto „In Klein-Winternheim – hier + jetzt gut versorgt!“ gewählt. Im Einzelhandel soll die Grundversorgung gewährleistet sein (Bäcker, Metzger, Obst + Gemüse, Bioladen Supermarkt mit Vollversorgung). Die aktuell gute medizinische Versorgung (Ärzte, Apotheke, Physiotherapie) soll weiter sichergestellt sein. Die Gastronomie soll durch ein Café – eventuell am Andreasplatz – , eine Kneipe als Treffpunkt für ALLE und durch die Reaktivierung von bestehenden Gastronomieräumen (zur Linde, Oma Lotte) ausgeweitet werden. Bed&Breakfast-Übernachtungsmöglichkeiten sollen angeboten werden.
Auch in dieser Arbeitsgruppe wurde der Wunsch aufgebracht, lokal Autos und Fahrräder leihen und teilen zu können, die ärztliche Nahversorgung auch in Zukunft zu gewährleisten und einen „perfekten“ Informationsaustausche über Newsletter und App zu haben. Schnelles Internet über Glasfaser wird eine Selbstverständlichkeit sein und die Elektro- und Wasserversorgung wird zukunftssicher und autark sein. Geräte, die nicht oft gebraucht werden, werden zur Ausleihe angeboten, z.B. Werkzeuge, Anhänger usw. Ein örtlicher Transportservice wird angeboten. Auch kleine Betriebe werden eine gesunde Struktur haben, dabei helfen ein „Gewerbehaus“, Informationsaustausch und eine Stärkung.
Nach einer rund einstündigen Einführung durch Frau Franzen, die viele Positivbeispiele aus Rheinland-Pfalz zu den Themen Dorfbegrünung, Quartierswohnen, Erhaltung historischer Bausubstanz, Bürgerenergie/Ladestationen, Tag der Vereine, Repair-Cafe, Dorffunk-App, usw. vorstellte, hatten die Arbeitskreise einne 3/4 Stunde Zeit, ihre Ziele genauer zu definieren, eine Plan für die nächsten Arbeiten des Arbeitskreises zu erstellen und „Aufträge an Frau Franzen“ zu formulieren. Die Folien von Frau Franzen vom 16.11.2022 finden sich hier.
In ihrer nahezu zweistündigen Präsentation fasste Frau Franzen die „Ziele und das weitere Vorgehen“ der AG’s zusammen und ergänzte diese durch weitergehende Informationen von ihrer Seite. Angeregt wurde eine „nachhaltige” Dorfmoderation. Ein generelles Ziel könnte sein, ein mit dem Gemeinderat abgestimmtes “Leitbild” für die Dorfentwicklung, festzulegen. Das Thema „Nachhaltigen Dorfentwicklung“ soll als übergreifendes Thema behandelt werden. Die Folien von Frau Franzen vom 30.1.2023 finden sich hier .
Folgende Punkte wurden von Frau Franzen zu den jeweiligen AG’s zusammengefasst:
- Quartierslösungen
- Atlas schutzwürdiger Gebäude
- Pilotprojekte, Förderungen, Bekämpfung des Leerstandes
- Begrenzung der Nachverdichtung und Flächenversiegelung, Bestandsbewahrender Bebauungsplan für Ortskern
Frau Franzen informierte generell über den Zweck und die Möglichkeiten von Erhaltungssatzungen. Ein interessanter, bislang nicht so beachteter Punkt ist der „Milieuschutz“. Im Geltungsbereich einer Erhaltungssatzung bedürfen Abbruch, Rückbau, Nutzungsänderungen und Neubauten, falls für die „städtebauliche Eigenart“ relevant, einer Genehmigung der Gemeinde. Danach diskutierte Frau Franzen die Aufgabe von Bebauungsplänen und dort mögliche Festlegungen. Die AG’s wurden von Frau Franzen gebeten, ihre Ziele konkreter zu formulieren. Für die Arbeitsgruppe „Wohnen“ schlägt sie die folgenden Fragen vor:
- Wie wollen Sie zukünftig in Klein-Winternheim wohnen?
- Was soll im Ortskern und für Neubaugebiete berücksichtigt werden?
Solche Punkte sollen in einem weiteren Schritt allen Klein-Winterheimerinnen und Klein-Winternheimern zur Abstimmung vorgelegt werden. Diese können dann ihr Votum über das was ihnen wichtig ist und was nicht, abgeben. Die Arbeitsgemeinschaft „Wohnen“ trifft sich am 13.2.2023 unabhängig von den laufenden Veranstaltungen.
- Verständnis für Nachhaltigkeit schaffen
- Bekenntnis des Gemeinderates zum Thema „Nachhaltigkeit“; alle Anträge, Projekte, Maßnahmen auf Nachhaltigkeit prüfen
- Querschnittsthema „Nachhaltigkeit“ soll in allen Arbeitsgruppen beachtet werden.
Frau Franzen erinnerte daran, dass die Gemeinde am 1.2.2001 der lokalen Agenda 21 beigetreten ist, an die kürzliche Baumpflanzaktion und stellte „17 Ziele für eine nachhaltige Entwicklung“ vor. Als machbar erwähnte sie u.a. die Punkte: Förderung von Initiativen (Dorfladen, Dorfbüro, Mitfahr-Organisation, Bürgerbus), Infrastrukturangebote, Altersgerechtes Wohnen, Sanieren im Bestand, Nahwärmenetze, Energieeinsparung und Energieerzeugung, Wiederverwendung von Baumaterialien, Verwendung heimischer Baustoffe, Ortsbilderhaltung, Vermeidung der Zersiedelung. Das Dorfleben soll für die junge Generation attraktiv gemacht werden (Starter-Mietwohnungen, kinderfreundliches Umfeld, Kulturangebote …), die Dorfgemeinschaft und Vereine sollten unterstützt werden, auch um eine lokale Identität zu schaffen. Im Ort vorhandenes Know-How, Wirtschaftskraft und bürgerschaftliches Engagement sollte genutzt werden.
- Infoabend „Grün im Dorf auf öffentlichen und privaten Flächen“ – Wie kann man diese durch Grün aufwerten?
- Ortsrundgang, um diese Flächen gemeinsam zu besichtigen
Die „Wünsche nach Beratung“ beantwortete Frau Franzen mit einer Vorstellung der Vorgaben der Landesbauordnung, konkreten Beispielen aus Bebauungsplänen und „Grünordnerischen Ansätzen“. Die AG trifft sich am 8. Februar unabhängig von den laufenden Veranstaltungen.
- Werkzeugausgabe
- Elektro- und Wasserversorgung Basisdaten
- Auto/Fahrradverleih
- Gewerbehaus
- Öffentliche Transportservice
Frau Franzen hat dies durch ein konkretes Beispiele für einen Geräteverleih ergänzt.
- Einmal im Monat Markt auf Rathausplatz
- Babbelbank auf Rathausplatz
- Abwechselnde Vereinsvorstellungen
- Angebote für Kinder und Straßensperrung, Vorleseecke
- Klein-Winternheim App
Frau Franzen bemerkte, dass ein Alkoholausschank definitiv eine Genehmigung und regelmäßige Märkte eine Marktsatzung mit Festlegung von z.B. Standgebühren brauchen.
- Verkehrskonzept
- Reduzierung motorisierter Verkehr (autofreie Zonen, Tempolimit, Einbahnstraßen, Parkraumbewirtschaftung …)
Laut Frau Franzen wurde das letzte Verkehrskonzept inklusive einer Verkehrszählung 2015 erstellt; Anliegerversammlungen gab es 2013 und 2015. Konkrete Verbesserungsvorschläge wurden damals allerdings als nicht realisierbar bezeichnet, z.B. wegen Straßen- und Gehwegbreiten. Neue Vorschläge sollten in einen Plan eingezeichnet werden, und dann durch Büro / OG / VG geprüft werden. Mittlerweile will sich Klein-Winternheim der Initiative „Lebenswerte Städte und Gemeinden“ anschließen, die das Ziel hat, mehr Eigenständigkeit der Gemeinden bei der Anordnung von Höchstgeschwindigkeiten, zu ermöglichen.
- Gastronomie, Möglichkeit für abendliches Bier
- Erhaltung der Hofläden
- Bioladen
Nach einem AG-Treffen am 16.3.2023 fand am 18.3 eine Dorfbegehung statt. Frau Franzen hat dazu ein Protokoll erstellt.
An diesem Abend stellte die Dorfplanerin Nathalie Franzen die Ergebnisse der Befragung vor und fasste die bisherige Dorfmoderation zusammen. Außerdem erläuterte sie die nächsten Schritte erläutern und skizzierte ihr Dorferneuerungskonzept. Es lohnt sich, detaillierte Auswertung des Fragebogens zu lesen, damit die vielen konkreten Vorschläge nicht in Vergessenheit geraten.
Unseren Rückblick haben wir an die uns bekannten Mailadressen der Gemeinderatsmitglieder und in CC an Frau N. Franzen verschickt.
Im Lebendigen Museum am 25. Januar 2024 stellte Frau N. Franzen ihre Zusammenfassung der Ergebnisse der Dorfmoderation vor, die 2022 gestartet worden war. Mit der Erstellung eines Dorferneuerungskonzepts ist der Prozess ist damit von der Seite der Dorfmoderatorin beendet. Die Präsentation kann hier nachgelesen werden. Darin findet sich auch eine Übersicht zur Auswertung der Fragebögen; detailliertere Informationen finden sich hier.
In der Diskussion wurde u.a. kritisch angemerkt, dass die vorgeschlagene Befragung der Jugendlichen nicht durchgeführt wurde; Frau Franzen schlug vor, dies mit der Hilfe der Jugendpflegerin nachzuholen. Sie bemerkte, das es nun auf die Bürgerinnen und Bürger ankommt, die in der Dorfmoderation gemachten Vorschläge anzugehen. Viele der Vorschläge (z.B. Markttag, Werkzeugverleih, Babbelbank) benötigen allerdings einer organisatorischen und möglicherweise auch finanziellen Unterstützung der Gemeinde. Generell würden alle Initiativen „von unten“ von einer Initialzündung durch die Gemeinde profitieren da diese nur im Einklang mit der Gemeinde erfolgreich sein können.
Im Rahmen der Dorfmoderation hat die Gemeinde einen Entwurf eines Leitbildes erstellt (Seite 47). Darin bekennt sich die Gemeinde u.a. zum Erhalt des historischen Ortskerns und des Dorfcharakters und dem „Siedlungsdruck soll durch die Instrumente der Bauleitplanung standgehalten werden“:
„Der Fokus der zukünftigen Entwicklung von Klein-Winternheim liegt auf dem sozialen Miteinander und dem Überwinden von Generationsgrenzen. Es wird angestrebt, das Ehrenamt zu fördern und zu stärken sowie Begegnungs-und Verbindungsstätten zu schaffen. Die Kommunikation soll durch vielfältige Plattformen gefördert und Teilhabebeschränkungen sollen abgebaut werden. Bei der gesamten Dorfentwicklung sollen Nachhaltigkeitsaspekte berücksichtigt werden. Beim Bauen soll der Ortskern durch Innenentwicklung lebendig erhalten bleiben, wobei der Dorfcharakter gewahrt wird. Dem Siedlungsdruck wird durch die Instrumente der Bauleitplanung standgehalten, es sollen vor allem generationsübergreifende Wohngebiete mit unterschiedlichen Gebäudetypen geschaffen werden. Jeder Baumaßnahme soll eine Grünmaßnahme folgen, um grüne Begegnungs-und Verbindungsstätten zu schaffen. Im Bereich der Freiflächengestaltung werden Grünflächen erhalten und aufgewertet, sowohl im Innen- als auch im Außenbereich. Eine ökologische Entwicklung in der Kulturlandschaft, insbesondere die Renaturierung des Haybachs, wird angestrebt. Bei der Bevölkerung wird die Motivation zur Gestaltung von Grünflächen gefördert und wo möglich sollen Flächen entsiegelt werden.„
Vieles im Leitbild klingt im Sinne der Dorfmoderation positiv. Es wurde jedoch angemerkt, dass Aussagen und Ziele des Leitbild-Entwurfes recht allgemein formuliert seien und konkrete Vorschläge verlorengegangen wären. Stark unterstützt wurde ein Vorschlag, dass sich die Ortsverwaltung in Zukunft regelmäßig Mitbürgerinnen und Mitbürgern einlädt, um transparent darzulegen, welche konkreten Maßnahmen im Sinne des Leitbilds in die Wege geleitet wurde.
Das Leitbild ist noch vorläufig und muss erst vom Gemeinderat verabschiedet werden.